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Die Ereignisse in Hadersdorf am Kamp am 6. und 7. April 1945

Ein Jahr später: Exhumierung der Ermordeten

Zwei Jahre später: Der Prozess gegen einige Verantwortliche

Liste der 61 Opfer und deren Kurzbiografie

Augenzeugen berichten

Erinnern & Vergessen seit 1945

Gedenken 2013

Lieder erinnern an SS-Massaker von Hadersdorf

Jugendliche forschen über NS-Zeit

   

Die Hausleute werden nach Polen geschickt

12/09/1998 Die Presse   

In Hadersdorf am Kamp sorgt ein am Donnerstag präsentiertes Heimatbuch für heftige Diskussionen.
HADERSDORF (g. h.). Franz Pammer versteht die Aufregung nicht. "Ich hab' mich nach besten Kräften bemüht", sagt der 77jährige und meint damit seine Doktorarbeit, die er vor kurzem verfaßt und gleich zu einem kleinen Büchlein verarbeitet hat: "Hadersdorf - Eine Landgemeinde im Wandel der Zeit 1900 - 1995" sorgt nun für einigen Wirbel in der Weinbaugemeinde im Bezirk Krems. "Die Nazis werden als Bienen- und Blumenzüchterverein hingestellt", kritisiert SP-Gemeinderat Gerhard Hansal und blättert im Heimatbuch, das im Gemeindeamt verkauft wird. Eines der dunkelsten Kapitel des Ortes wird bloß kurz im Anhang erwähnt. Am 7. April 1945 waren in Hadersdorf 61 politische Häftlinge aus dem Gefängnis in Stein zusammengetrieben, mit Gewehrkolben zu Tode geprügelt und erschossen worden. Dazu das Heimatbuch: "Obwohl mit der Ortsgeschichte nicht im Zusammenhang stehend, muß ich an dieser Stelle ein tragisches Ereignis erwähnen."

Genausogut anderswo

Bei Pammer sind es "ungefähr 50 Männer", die "an der Ostseite des Ortsfriedhofes eine große Grube ausheben" mußten. Bei der Recherche habe er darüber keine konkreten Auskünfte erhalten. Nur eine Feldarbeiterin habe Schüsse gehört. Und außerdem: "Das hätte genausogut auch in Rohrendorf oder Gobelsburg sein können", erklärt Pammer der "Presse". Es gibt noch eine Reihe weiterer Passagen in dem Buch, das von VP-Bürgermeister und Landtagsabgeordneten Bernd Toms mit lobenden Worten vorgestellt worden ist, die manchen Hadersdorfer sehr nachdenklich stimmen. Pammer über die jüdische Familie Schafranek, die in Hadersdorf ein Haus besaß: "1942 werden die Hausbesitzer nach Wien gebracht und dort noch mehrmals von ihren Mietern besucht. Ende 1942 ist der letzte Kontakt, die Hausleute werden nach Polen geschickt und seither gibt es keine Nachricht mehr." "So darf man mit dem Holocaust nicht umgehen", empört sich Gemeinderat Hansal. Darauf angesprochen, sagt Pammer: "Möglicherweise ist die Familie dort umgekommen, aber das ist nicht bewiesen." Er habe nur "objektiv berichten wollen", ist Pammer "sehr, sehr enttäuscht" über die Reaktionen, auf sein Buch. Er selbst hofft nur, "daß jetzt endlich Ruh' ist."

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