Bei der Segnung eines Gedenksteines für Opfer des nationalsozialistischen Regimes ist es in Hadersdorf (Bezirk Krems) zum Eklat gekommen. Hinterbliebene der Opfer übermalen die Inschrift und fordern eine Versetzung des Gedenksteines.
Schlichte Gedenktafel am Friedhof
Es ist eine schlichte Gedenktafel, die am Friedhof in Hadersdorf an die Ermordung von 61 Menschen am 7. April 1945 durch die SS erinnert. Nach jahrelangen Diskussionen mit Hinterbliebenden der Opfer hat sich die Gemeinde zur Errichtung dieser Gedenkstätte entschlossen.
Doch noch während der Feier kam es wegen der Inschrift auf dem Gedenkstein zu einem heftigen Wortwechsel. Christine Pazderka kritisiert, dass der Text der Inschrift ohne Rücksprache mit ihrem Sohn, dem Urheber der Zeilen, von der Gemeinde geändert worden sei.
Hinterbliebene kleben Zusatztext auf den Stein
Nach der Einsegnung klebten Hinterbliebene der Opfer auf den Gedenkstein das Wort "politische" zum Wort "Gefangene" hinzu.
Sie verlangten danach bei einer Gedenkveranstaltung am Nachmittag in Hadersdorf, dass ein Mahnmal im Ort und nicht versteckt am Friedhof, wie sie sagen, errichtet werden soll.
Seitens der Gemeinde heißt es dazu, man habe mit der Gedenktafel am Friedhof ein eindeutiges Zeichen gegen die Greuel der Kriegs und der Nachkriegszeit gesetzt. Bei der Gedenkveranstaltung im Ort war übrigens kein offizieller Vertreter der Gemeinde anwesend.
Zur Geschichte der Greueltat
Opfer der Greueltat von Hadersdorf (Bild: ORF NÖ)Die Männer und Frauen, die zum Kriegsende in der Justizanstalt Krems-Stein gefangengehalten waren, wurden beim Herannahen der russischen Armee freigelassen. Bei den Strafgefangenen handelte es sich um Menschen, die beispielsweise für Schwarzhören von sogenannten "Feindsendern" oder das "Schwarzschlachten von Schweinen" inhaftiert waren.
Sie machten sich auf den Weg Richtung Wien. Bei Hadersdorf wurden sie aufgehalten und zum Teil im Gemeideverlies wieder inhaftiert. Eine SS-Einheit hat die Menschen gezwungen, am Friedhof Gräber auszuheben, dann wurden sie erschossen und begraben. 61 Menschen wurden Opfer der Greueltat von Hadersdorf.