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Die Ereignisse in Hadersdorf am Kamp am 6. und 7. April 1945
Ein Jahr später: Exhumierung der Ermordeten
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Liste der 61 Opfer und deren Kurzbiografie
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Niederösterreich: Streit um NS-Gedenken in Hadersdorf
27/03/2006 Die Presse |
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Der Bürgermeister lehnt eine Gedenkstätte für Nazi-Opfer ab.
VON MICHAEL LOHMEYER
KREMS. 61 Jahre nach dem Mord von Angehörigen der SS an 61 Nazi-Gegnern gibt es in der niederösterreichischen Gemeinde Hadersdorf/Kamp Streit um die Art des Gedenkens an dieses Massaker. Ein Verein - Obfrau ist die Tochter eines Opfers - will ein Denkmal im Ortszentrum errichten. Die Gemeinde lehnt dies ab.
Am 7. April wird der Verein nun eine Gedenkveranstaltung am Hauptplatz abhalten - ohne offizielle Teilnahme der Gemeinde. Die Positionen sind verhärtet: Der Verein hatte die Forderungen nach einer Gedenkstätte Anfang 2005 an die Gemeinde herangetragen - monatelang wurde darüber verhandelt. Als der Verein die Veranstaltung schließlich anmeldete, erklärte die Gemeinde die Gespräche für beendet.
Bernd Toms (VP), Bürgermeister und Landtagsabgeordneter, erklärt im Gespräch mit der "Presse", dass ursprünglich die Gemeinde eine Veranstaltung geplant hatte, in der die Vertreter des Vereins eingebunden gewesen wären: "Völlig unverständlich, dass eine Gegenveranstaltung angemeldet worden ist."
Er glaubt, dass eine Tafel im Friedhof (siehe Kasten) ausreiche. "Eine Gedenkstätte im Zentrum würde hier nicht hinpassen." Gedenktafeln im Ort hält er ebenfalls für nicht angebracht: "Man muss die Stimmung in der Gemeinde berücksichtigen. Wir sind alle jung und haben mit alledem nichts am Hut. Ich sehe nicht ein, dass sich eine ganze Gemeinde in Geiselhaft nehmen lassen soll. Krieg ist Krieg. Es ist fürchterlich, was damals passiert ist. Es hat auch nachher Verbrechen gegeben, Nazis sind aufgrund von Denunzianten-Aussagen erschossen worden." Toms meint auch, dass manche aus dem Gedenken "anscheinend ein Geschäft machen".
Am 6. April 1945 - vier Wochen vor Kriegsende und am Tag, als die Rote Armee mit dem Sturm auf Wien begann - wurden Insassen der Strafanstalt Stein freigelassen. Die meisten von ihnen waren wegen politischer Delikte eingesperrt. Auf dem Weg nach Wien fielen sie in die Hände von Volkssturm, SS und Gendarmerie: 61 von ihnen wurden an der Friedhofsmauer erschossen.
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Gedenk-Veranstaltung
Am 7. April beginnt um 16.30 Uhr die erste Veranstaltung in Hadersdorf am Kamp, in der der 61 Opfer des Massakers, das die SS 1945 verübt hatte, gedacht wird - exakt 61 Jahre nach diesem NS-Verbrechen. Ein Verein will eine Gedenkstätte im Zentrum, die Gemeinde lehnt dies ab und meint, die Tafel im Friedhof (Bild) reiche aus. Bürgermeister Bernd Toms sagt: "Wir haben damit nichts am Hut." [DÖW]
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