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Die Ereignisse in Hadersdorf am Kamp am 6. und 7. April 1945

Ein Jahr später: Exhumierung der Ermordeten

Zwei Jahre später: Der Prozess gegen einige Verantwortliche

Liste der 61 Opfer und deren Kurzbiografie

Augenzeugen berichten

Erinnern & Vergessen seit 1945

Gedenken 2013

Lieder erinnern an SS-Massaker von Hadersdorf

Jugendliche forschen über NS-Zeit

   

Widerstand in Europa: Österreich

Die Verfolgung von politischen Gegnern wie auch die von Juden setzt unmittelbar nach dem „Anschluss“ 1938 ein. Innerhalb weniger Wochen werden rund 60.000 Menschen verhaftet und vor allem in das KZ Dachau deportiert.

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In Österreich fallen rund 2.700 im Widerstand Aktive der NS-Justiz zum Opfer, werden für ihre Tätigkeit verurteilt und hingerichtet. Etwa 10.000 Menschen werden in Gefängnissen der Gestapo ermordet.

Bekannte österreichische Antifaschisten und Widerstandskämpfer, die beim Massaker in Hadersdorf am Kamp ermordet werden:

Marian PORTH war seit 1925 als Hilfsarbeiter bei den Gaswerken in Simmering beschäftigt. Von 1918-1934 SP-Mitglied, engagiert er sich als Hausvertrauensmann und Bibliothekar in der Bücherei im Arbeiterheim Ottakring. Im Betrieb sammelt er Spenden für Angehörige von Verfolgten und gibt Flugschriften an Kollegen weiter. Aus Angst nach der Verhaftung führender Kommunisten 1941, stellt er seine Zahlungen ein. Marian Port wird von der NS-Justiz wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Insgesamt wurden 89 Mitarbeiter der Wiener Gaswerke eingesperrt und verfolgt.

Der Eisenbahner Johann SCHACHERMEYER, von 1921-1934 Mitglied der SPÖ und der freien Gewerkschaft der Eisenbahner, wendet sich schon in der Zeit des Austrofaschismus der KPÖ zu. Am 1. 4. 1941 wird Johann Schachermayer verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, Flugblätter verbreitet und sich für die KPÖ betätigt zu haben. Wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" wird er zu 8 Jahre Zuchthaus verurteilt.
Insgesamt 311 österreichische Eisenbahner werden von den Nazis ermordet, 2 von ihnen sterben beim Massaker in Hadersdorf.

Friedrich STILLNER war Werkzeugmacher in den Brown Boveri-Werken in Wien-Favoriten. Stillner tritt vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten nie politisch auffällig in Erscheinung. Der Metallarbeiter nimmt sich kein Blatt vor den Mund, zu den Lehrbuben sagte er: „Jetzt habt's ihr den Hitler, jetzt gibt's bald an Krieg. Ihr wert's scho sehn wia's noch an Joah ausschaut" Als anlässlich des Einmarsches der deutschen Truppen in der Tschechoslowakei deutsche Soldaten im Hof der Brown Boveri Scheinwerfer aufstellen, verhöhnte er diese als Piefke und Marmeladinger und meinte „wenn i de siach hob i scho gfressn". Wehrmachtsberichte bezeichnete er als Lügen, weil sie eigene Verluste in Wirklichkeit herunter spielen, Filme der Wochenschau hält er für „gestellt“. Friedrich Stillner wird im Herbst 1941 festgenommen und der kommunistischen Betriebszelle der Brown Boveri-Werke zugerechnet, am 5. 1. 1943 verurteilte ihn die NS-Justiz wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu 10 Jahren Zuchthaus.

Seit dem Jahr 1925 bei den Wiener Gaswerken in der Leopoldau bedienstet, gehört Gustav GEBHARDT von 1920 bis 1934 der SP an. 1943 erkennt ihn die NS-Justiz für schuldig, über zwei Jahre Beiträge für die Angehörigen Verhafteter Kollegen gezahlt zu haben, er erhält 5 Jahre Zuchthaus, ein mildes Urteil, so der Richter, weil Gebhardt für seine Mutter und seinen 15jährigen Sohn zu sorgen habe. Zwei Jahre später, 1945, berief man den Buben zur deutschen Wehrmacht und überstellte ihn zur SS. Gustav Gebhardt jun. wurde nach Kriegsende im Lager Neuhammer Oberschlesien interniert.

Karl PELIKAN, Spenglergehilfe im Austro-Fiatwerk, war kein organisierter Widerstandskämpfer: Gemeinsam mit einem Nachbarn hört er von 1939 bis 1943 ausländische Rundfunksender und deren Nachrichten. Für dieses Vergehen wird Pelikan zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt.
Insgesamt 9 Mitarbeiter des Werks wurden als Widerstandskämpfer ermordet.

Franz CECH war Lokomotivheizer und von 1934-1938 Mitglied der SPÖ; bis 1940 sammelt er Spenden für Angehörige inhaftierter Eisenbahner, ein paar Reichsmark monatlich. Flugschriften, die Cech erhält, hat seine Frau aus Angst vor Schwierigkeiten im Ofen gleich verbrannt. Am 18. 5. 1943 wird Franz Cech festgenommen, die NS-Justiz wirft ihm vor, sich für die KPÖ betätigt und für diese Mitglieder geworben zu haben. Am 29. 9. 1943 wird er wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Viele Eisenbahner setzten dem Nationalsozialismus Widerstand entgegen, die Gewerkschaft der Eisenbahner spricht von 1.635 Verfolgten und Eingesperrten.

Der Buchdruckmaschinenmeister und Gewerkschafter Franz LUDWIG sammelt Spenden zugunsten der Mutter eines inhaftierten Mitarbeiters und verbreitet Flugschriften an seine Kollegen. Er wird im Februar 1942 festgenommen und wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. In der Strafanstalt Stein arbeitete Ludwig in der Gefängnisdruckerei.


Leopold JECH war Maschinenschlossergehilfe in der Maschinenfabrik Kraus & Co. Er gehört von 1918-1934 der freien Gewerkschaft der Metallarbeiter an, 1922 tritt er der SP bei, dort ist er bis zum Verbot der Partei als Sprengelleiter tätig. Jech erhält wiederholt „Die kleine Arbeiterzeitung“, betätigt sich als Verbindungsmann der KPÖ und sammelt bis 1941 Solidaritätsbeiträge an seiner Arbeitsstelle. Am 19.1.1944 wird er wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Der Drehergehilfe Alois WESTERMEIER gehörte 1932 bis 1934 der Sozialistischen Arbeiterjugend an. 1937 wird er wegen "Beförderung kommunistischer Flugschriften" zu 5 Monaten Kerker verurteilt. Am 10.8.1942 wird er von der Gestapo an seinem Arbeitsplatz in einer Waffenfabrik verhaftet. Man hat ihn beobachtet, als er mit Bleistift „Es lebe die Internationale" auf die Wand des Firmenklosetts schreibt und denunziert. Das NS-Gericht stellt fest, dass die Aufschrift an solch einem Ort geeignet ist, die Massen zu beeinflussen und verurteilte ihn zu sieben Jahren Zuchthaus.

Leopold FUHRICH war Rohrleger bei den Gaswerken in der Wiener Leopoldau. Bis zum Verbot der SP ist er Betriebsvertrauensmann. Dann sammelte er bis 1940 Spenden für die Angehörigen verhafteter Arbeitskollegen, im Streit legt er dann seine Kassierstelle zurück und stellte auch selbst die Zahlungen ein. Am 21.7.1941 wird er von der Gestapo festgenommen und als Mitglied der kommunistischen Betriebszelle im Gaswerk Leopoldau bezeichnet. Am 13. 5. 1943 verurteilt ihn die NS-Justiz wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu 6 Jahren Zuchthaus.

Dokumente
>> Wolfgang Neugebauer: Widerstand in Österreich - Ein Überblick

>> Nicht mehr anonym, Fotos aus der Erkennungsdienstlichen Kartei der Gestapo Wien

>> Parlamentspräsidentin Maga Barbara Prammer, Ansprache bei der Gedenkfeier in Hadersdorf am Kamp 2007 [PDF]

>> Frauen im NS-Widerstand

>> Bundespräsident Dr. Heinz Fischer: Ansprache bei der Enthüllung des Denkmals Robert Bernardis

>> Robert Streibel: Was ist Widerstand? Was ist „bloß“ Opposition?


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