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Die Ereignisse in Hadersdorf am Kamp am 6. und 7. April 1945

Ein Jahr später: Exhumierung der Ermordeten

Zwei Jahre später: Der Prozess gegen einige Verantwortliche

Liste der 61 Opfer und deren Kurzbiografie

Augenzeugen berichten

Erinnern & Vergessen seit 1945

Gedenken 2013

Lieder erinnern an SS-Massaker von Hadersdorf

Jugendliche forschen über NS-Zeit

   

Erinnern und Vergessen seit 1945

2011 Mehr als 200 ZuseherInnen kommen zu den Voraufführungen unseres DOK-FILMS: „Die Kremser Hasenjagd“ in Paudorf und in Wien. [mehr...]

2010 Unter dem Titel "Wir sind kein Nazi-Dorf" wurden VertreterInnen und BewohnerInnen des Ortes eingeladen, in einer Stunde "das Ansehen der Gemeinde wiederherzustellen". Die Veranstaltung LIVE per Internet-TV in die ganze Welt übertragen. [mehr...]

2009 Protagonisten einer angemeldeten Foot-Art-Performance, die unter dem Titel „über Geschichte hinweggehen“ die Kontinuität der Erinnerungsverweigerung an die Opfer des Nationalsozialismus problematisierten, werden vom Bürgermeister attackiert. [mehr...]

Die Gemeinde Hadersdorf-Kammern errichtet am abgelegenen Friedhof eine Gedenktafel. Auf den Hinweis "politische" Gefangene wird verzichtet, die Tafel soll auch an die Schwedenkriege erinnern, so der Bürgermeister.

An der unabhängigen Gedenkkundgebung, die an alle Opfer der "Kremser Hasenjagd" erinnert, nehmen fast 200 Menschen teil. [mehr...]

2008 "Erinnern an den europäischen Widerstand" war das Thema beim Gedenken 2008. Erstmals sprachen auch Parteienvertreter der beiden Gemeinderatsfraktionen des Orts. Eine Installation aus 61 Windrädern erinnerte an Opfer. [mehr...]

Angelika Sacher & Klaus Bergmaier erinnern mit zwei Lieder an das SS-Massaker von Hadersdorf. Die Texte dazu wurden nach einem Lyrikwettbewerb ausgewählt. [mehr...]


2007    Literarisches Gedenken: In den Wind geschrieben
Rund einhundert Menschen versammelten sich am 25. Mai 2007 am Hauptplatz von Hadersdorf am Kamp. Der Verein „Gedenkstätte - Hadersdorf am Kamp“, das Unabhängigen Literaturhaus NÖ (ULNOE) und die Theodor Kramer Gesellschaft hatten zu einem "Literatischen Gedenken" aufgerufen [mehr...]

    Gegen das Vergessen - Gedenkkundgebung 7. April 2007
Als sichtbares Zeichen der Erinnerung trugen 61 schwarze Ballons die Namen der Opfer des 7. April 1945 aus Hadersdorf am Kamp in alle Himmelsrichtungen [mehr...]

2006 Am 21. April führt die Sozialistische Jugend und Aktion kritischer SchülerInnen Krems einen stillen Protest unter dem Motto „Nie wieder Faschismus – Gegen Vergessen und Verdrängen – Gedenken mit Anstand und Würde“ am Hadersdorfer Hauptplatz durch, 61 Lichter erinnern dabei an die 61 Opfer des SS-Massakers.

2006 Der Pfarrer von Hadersdorf schlägt am 7. April um 16:30 die Glocke und begrüßt damit die, die sich an diesem Gedenktag im Zentrum von Hadersdorf versammelt haben, um der ermordeten Antifaschisten zu gedenken: Mehr als 70 Menschen, unter ihnen ein Dutzend Hadersdorferinnen und Hadersdorfer, eine Abordnung der griechischen und der deutschen Botschaft, National- und Bundesräte sind gekommen, um der Enthüllung eines vom Verein "Gedenkstätte - Hadersdorf am Kamp" errichteten provisorischen Mahnmals beizuwohnen - die nimmt Niederösterreichs Soziallandesrätin Christa Kranzl gemeinsam mit Christine Pazderka vor. Robert Streibel erzählt über das Massaker und die Schwierigkeit Vergangenheit zu bewältigen. Im Anschluss daran begeben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gedenkens zum Ort an dem das Massaker stattfand. Mit Schulkreide schreiben sie die Namen der Opfer des Massenmordes zur Erinnerung auf das Straßenpflaster.
In der darauf folgenden Nacht weist der Landtagsabgeordnete und Bürgermeister von Hadersdorf, Bernd Toms, die Feuerwehrjugend an, die Namen der Opfer wegzuwaschen, auch das provisorische Mahnmal lässt er demontieren.

2006 Der für den Herbst 2005 geplante Beschluss des Gemeindrats für ein "würdiges Gedenken" zu sorgen wird aufgeschoben, selbst Anfang Februar ist unklar, worauf man sich in der Gemeinde einigen will. "Die Widerstände sind sehr stark", meinen die verantwortlichen Gemeindevertreter. Ende Februar ist klar warum: Im hintersten Winkel des Gemeindefriedhofes soll eine Gedenktafel angebracht werden, die Gedenkveranstaltung wird durch eine "heiligen Messe" mit "gemeinsamen Glaubensbekenntnis" ersetzt. Die für diese Vorgangweise notwendige Abstimmung im Gemeinderat soll erst eine Woche vor dem Gedenktag erfolgen - und mit dem 7. April soll für Hadersdorf die Aufarbeitung enden, so ein Gemeinderat.
Als dann der Verein "Gedenkstätte - Hadersdorf am Kamp"  eine öffentliche Gedenkkundgebung anmeldet, um ein Gedenken auch außerhalb von Kirchenmauern zu ermöglichen, stornieren die Verantwortlichen der Gemeinde die Bestellung der Gedenktafel.

2005 Rund 150 Menschen, unter ihnen viele aus Hadersdorf, aber auch aus dem weiteren Niederösterreich, kommen am 6. November in das Veranstaltungszentrum Sports & more. Zum ersten Mal in der Geschichte des Ortes wird öffentlich über „Das vergessene Massaker von Hadersdorf“ erzählt. Dr. Robert Streibel referiert über das Massaker in Krems/Stein, die "Kremser-Hasenjagd" und den Wert von Erinnerung und Gedenken, Mag. Katharina Gewolf über das Massaker von Hadersdorf am Kamp und die Beteiligung von NSDAP-Verantwortlichen des Ortes. Die Besucher werden über Kurzbiografien der ermordeten Antifaschisten informiert, an der Veranstaltung nehmen auch Augenzeugen des Massakers teil. Die Veranstaltung wird gemeinsam von der Gemeinde Hadersdorf-Kammern und dem Verein "Gedenkstätte - Hadersdorf am Kamp" organisiert, sie soll die "Mauer des Schweigens", die im Ort jahrzehntelang gestanden hat, einreißen und Akzeptanz für ein Mahnmal in der Gemeinde schaffen.

2005 Als Reaktion auf mediale Kritik setzt die Gemeinde Hadersdorf-Kammern, unter Leitung von Frau Vizebürgermeister Liselotte Golda, eine Arbeitsgruppe ein, die Vorschläge für ein "würdiges Gedenken" erarbeiten soll. Ein zentrales Mahnmal, ein Geschichtsweg mit Informationstafeln zu den Orten der Ereignisse und eine öffentliche Ausstellung werden als Ziel für den 61. Jahrestag ins Auge gefasst, das Massaker soll in der Ortsgeschichte erwähnt werden, eine Gedenkveranstaltung stattfinden. Die, selbst den Teilnehmern das Arbeitskreises zum Teil unbekannte Tafel am Friedhof, wird als unwürdig apostrophiert. Die Gemeindemandatare wollen ein Einvernehmen in der Gemeinde und mit dem Kameradschaftsbund herstellen, eine Informationsveranstaltung wird für den Herbst geplant, ebenso soll im Herbst der Vorschlag zur Abstimmung im Gemeinderat präsentiert werden.

2005 Am 60. Jahrestag des Massakers, nimmt die "virtuelle - Gedenkstätte Hadersdorf am Kamp" - eben diese Website - ihren Betrieb auf. Mehr als 10.000 Besucherinnen und Besucher "betreten" sie jährlich, durchschnittlich zehn Seiten werden pro Besuch angesehen.

2005 Auf Initiative von Christine Pazderka wird der Verein "Gedenkstätte - Hadersdorf am Kamp" gegründet. Er bezweckt die Errichtung einer Gedenkstätte zur Erinnerung an die in Hadersdorf am Kamp von der SS am 7. April 1945 ermordeten Antifaschisten und Widerstandskämpfer.

1998 Der Hadersdorfer Hobbyhistoriker Dr. Franz Pammer publiziert sein Buch "Hadersdorf - Eine Landgemeinde im Wandel der Zeit 1900 - 1995" und sorgt damit für einigen Wirbel in der Weinbaugemeinde. "Die Nazis werden als Bienen- und Blumenzüchterverein hingestellt", kritisiert SP-Gemeinderat Gerhard Hansal. Zum SS-Massaker finden sich im Heimatbuch die folgenden Zeilen: "Obwohl mit der Ortsgeschichte nicht im Zusammenhang stehend, muss ich an dieser Stelle ein tragisches Ereignis erwähnen." In Pammers Buch sind es "ungefähr 50 Männer", die "an der Ostseite des Ortsfriedhofes eine große Grube ausheben" mussten. Bei der Recherche habe er darüber keine konkreten Auskünfte erhalten. Nur eine Feldarbeiterin habe Schüsse gehört. Und außerdem: "Das hätte genauso gut auch in Rohrendorf oder Gobelsburg sein können", erklärt er. (Die Presse 12.09.1989) Zumindest an die Zahl der Opfer hätte sich der Autor Pammer noch erinnern sollen: er, wie auch sein Vater wurden beide als belastete Nationalsozialisten zur Exhumierung der 61 Opfer herangezogen. Das Buch, es sollte ursprünglich mit Gemeindemitteln verlegt werden, findet nur mühsam Abnehmer, noch heute bietet es Gemeinde von Hadersdorf-Kammern zum Preis von 28€ zum Kauf am Gemeindeamt an.

1998 "Unbekannter Mann, braunes Haar. Todesursache: Kopfschuß". Mit gedämpfter Stimme verlesen Robert Streibel und Gerald Buchas vom Verein "B-projekt" Namen und Daten jener Menschen, die am 7. April 1945 von Schergen des NS-Regimes in Hadersdorf am Kamp ermordet wurden. Eine Minute Lesung für jedes einzelne Leben. Rund 25 Menschen haben sich an diesem kühlen, windigen Dienstagnachmittag am Ortsfriedhof versammelt, um den Toten auf diese Weise wenigstens einen Teil ihrer Identität zurückzugeben. Die Besucher blicken auf den asphaltierten Friedhofsboden oder starren ins Leere. "Ich war elf, als ich die Schüsse gehört und mich zum Friedhof geschlichen hab'. Diesen Anblick werde ich nie vergessen." Die ältere Dame kämpft mit den Tränen. Eine andere Zeitzeugin sitzt fassungslos auf der hellen Holzbank des Friedhofs. "Der einzige, der flüchten konnte, ist in unser Haus gestürmt und hat meine Mutter auf Knien um Kleidung angefleht. Als Dankeschön hat er uns zehn Jahre später zehn Kilo Zucker mitgebracht." Nummer 31 - die Halbzeit der Todesliste. Wieder ein unbekannter Mann, wieder Kopfschuss als Todesursache. An der Seitenwand der kleinen gelben Friedhofs-Kapelle glitzert eine unscheinbare Tafel aus Messing in der Sonne. Bis heute das einzig sichtbare Zeichen des Gedenkens. Die Lesung neigt sich dem Ende zu. Eine weitere Zeugin erinnert sich: "Ein Mann, der der SS geholfen hat, ist danach zum Fleischhauer gelaufen und hat zu ihm gesagt: "Geben's uns warme Grammeln für die SS. Denn die haben heute wirklich was geleistet." (Die Presse 9.4.1998)

1997 Im Oktober lässt die Gemeinde eine kleine Gedenktafel am Friedhof vom Hadersdorf montieren. "Zum Gedenken an die Opfer des Massakers vom 7. 4. 45 - Mögen Sie in Frieden ruhen!" lautet der wenig aussagekräftige Text auf der versteckten Tafel. Über eine feierliche Enthüllung der Tafel ist nichts bekannt, sollte eine solche stattgefunden haben, dann ohne Christine Pazderka, der Tochter eines der Opfer, die Gemeindevertretung hat sie von der Anbringung der Tafel nicht einmal informiert. Eine vom Pfarrer von Hadersdorf Franz Ofenböck angesetzte Gedenkveranstaltung unter dem Motto "GeDenken statt NachDenken" muss abgesagt werden: "Die Widerstände waren massiv", berichtet der Geistliche. Der Hadersdorfer Bürgermeister Bernd Toms "Wir wollen nichts aufrühren, wir haben der armen Teufel schon gedacht. Ich war sehr betroffen." (Die Presse 25.10.1997)

1997   Der Zeithistoriker Robert Streibel bringt die ablehnende Haltung der Gemeinde Hadersdorf-Kammern bezüglich der Erinnerung an die 61 ermordeten Antifaschisten in die Medien. Im Juli erklären die Gemeindevertreter gegenüber der "Presse", sie wollen ein Denkmal bauen.

1995 Von Mai bis Juni findet die Gedenkaktion "386" von B-Project in Stein an der Donau statt. Abseits des Gedenkens in "rituellen Formeln" erinnern die Organisatoren Robert Streibel und Gerald Buchas mit einer Vielzahl an Aktivitäten, unter Mitwirkung von Häftlingen und Justizwachebeamten der Justizanstalt Stein und unterstützt von Bund und Land, an das Massaker in der Strafanstalt Stein an der Donau und die "Kremser Hasenjagd".

1995 Anlässlich des 50jährigen Gedenkens an das Massaker, bei dem sie ihren Vater Alois Westermeier verloren hat, reist Christine Pazderka mit dem Zug nach Hadersdorf am Kamp. „Mit ein paar Blumen in der Hand ging ich zum Friedhof, um ihn herum, in ihn hinein - nichts. Ich habe nicht gefunden, was ich mir doch erwartet hätte - eine Gedenktafel“. „Ich habe die Blumen dann zum Denkmal für die in den Kriegen Gefallenen gelegt, die haben wenigstens eines. Dann bin ich schnell aus dem Ort verschwunden. Hier war kein Platz, um meinen Vater zu betrauern. Nicht nur ich verdränge und bin erst nach 50 Jahren zum ersten Mal an den Ort seines Todes gekommen. Auch die Menschen Ihres Ortes verdrängen, oder vergisst man ein solches Geschehnis?“ Diese Worte richtete sie anschließend in einem Brief an den Bürgermeister des Ortes, mit dem Ersuchen eine Gedenktafel anzubringen. Sie wird vertröstet, die Gemeinde müsse sich mit dem Kameradschaftsbund beraten, schließlich passierte nichts.

1993 Alexander Horacek und Katharina Moser, erstellen im Rahmen ihres Studiums über „Nationalsozialistische Massenverbrechen zu Kriegsende 1945 in Österreich“ eine Seminararbeit „Zur Erschießung von 61 Menschen in Hadersdorf am Kamp am 7. April 1945“. Dabei arbeiten sie die Prozessakte aus dem Jahr 1947 auf und interviewen in Hadersdorf-Kammern Augenzeugen des Massakers. [ >> download [PDF, 33 Seiten, 0,36MB] ]

1946 Am Samstag den 11. Mai 1946 um 10 Uhr findet am Wiener Zentralfriedhof, Gruppe 40, die Beisetzung der in Hadersdorf am Kamp ermordeten Widerstandskämpfer in einem Massengrab statt. Gedenkreden halten die namentlich nicht mehr eruierbaren Vertreter der ÖVP und SPÖ, Karl Steinhardt für die KPÖ und Josef Kohl für die Volkssolidarität. An dem gemeinsamen Grab erinnert ein Gedenkstein an die Ermordeten: "Zum Gedenken an die hier ruhenden politischen Häftlinge, die im April 1945 in Hadersdorf am Kamp erschossen wurden."

1946 Nach der Exhumierung der ermordeten Antifaschisten, verschwindet die dort angebrachte Gedenktafel spurlos und wird nicht mehr ersetzt.

1945 Initiiert von Franz Fuchs, dem einzigen Überlebenden des Massakers, errichtet die KPÖ im Sommer 1945 eine Gedenktafel am Ort des Massakers. Von der Gemeinde Hadersdorf wird das Massengrab geschmückt und mit einem Holzkreuz versehen. "Hier ruhen Leopold Führich, Gustav Gebhardt, Marion Porth, Franz Fiala, Johann Schachermeyer und noch 53 andere Kameraden, die nach langjähriger politischer Haft nach ihrer Freilassung aus der Strafanstalt Stein auf dem Heimweg am 7. April 1945 von der SS ermordet wurden. Sie starben für die Freiheit", steht auf der Gedenktafel zu lesen.


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